Team Stuttgart
Aufruf zum Bildungsgang am 11.11.17
Team Schweiz
Aufruf zum „Bildungsgang“ 11.11.7
Komm zum „Bildungsgang“ am 11.11.17 in Stuttgart
Flugblattaktion
Meine Traumschule – Simon M. Hoffmann
Die Schule, auf die ich meine Kinder schicken würde, wäre ein Ort des Lernens in Freiheit. Ein Ort, in dem sie frei ihren Interessen folgen könnten, in dem sie die Vielseitigkeit des Lebens kennenlernen. Ein Ort, der sie behütet und ihnen die Kindheit lässt. Wo sie ohne Druck oder Stress aus eigener Initiative die Dinge lernen, die sie für die Gesellschaft brauchen. Sie bekommen stets neue Dinge gezeigt und lernen die Welt spielend kennen. Später, wenn sie dann etwas älter sind, zählt ihre persönliche Entwicklung, keine Prüfung macht ihnen Druck. Sie werden in ihren Ideen unterstützt, finden Antworten auf ihre Fragen, lernen selbstständig sich Erkenntnisse zu erarbeiten. Das Erlernte dürfen sie in Projekten zeigen und umsetzen. Sie lernen ihrer Entwicklung und ihren Interessen entsprechende Inhalte. Haben sie konkrete, spannende Fragen, wie zum Beispiel „Wie funktioniert ein Auto?“ so erläutert man ihnen Inhalte aus Physik, Mathematik und Elektrik. Sie müssen sich selbst nicht durch Leistung definieren und werden in ihren Stärken bestärkt, damit sie ihre Schwächen mit Rückhalt angehen können. Sie lernen einen richtigen Umgang mit sogenannten „Fehlern“ und haben Spaß daran, Neues auszuprobieren und die eigenen Grenzen auszutesten. Sie wissen, dass sie die Lehrer und wir Eltern bei allem unterstützen und sie ihren Weg gehen können.
Sie sollen durch Freiheit zu einer Selbstverantwortung kommen. Sie verschwenden keine Zeit mit Dingen die sie nicht interessieren. Sie sollten am Ende ihrer Schulzeit wissen, worauf sie in ihrem Leben Bock haben und worauf nicht. Sie mussten sich keinen Vergleichen aussetzen und wurden als Individuum geachtet. Sie wurden immer respektiert für das was sie sind, man hat sie mit all ihren Problemen, Nöten und Ideen ernst genommen, ihnen Möglichkeiten aufgezeigt an sich selbst zu arbeiten. Sie glauben an sich und ihr Können. Sie haben gelernt kritisch mit allen Informationen umzugehen und in der Gruppe gemeinsam Hürden zu stemmen. Sie sind teamfähig, sozial und können auf ihre Kreativität vertrauen. Ab der Oberstufe tragen sie die Verantwortung für ihre Bildung selbst. Sie haben gelernt, dass nur zählt, was sie sich selbst angeeignet haben und was Ihnen Nutzen bringt. Sie sind für ihre Interessen begeistert und wissen was sie in ihrem Leben erreichen wollen. Was sie sonst brauchen an Wissen oder Können, können sie jetzt einfacher erlernen, da sie verstanden haben, wie es geht und wie sie selbst lernen. Sie sind auf eine Zukunft in Freiheit vorbereitet und können ihr Leben selbstständig gestalten.
Meine Visionen für Schule – Gina Witzig
Meine Kinder und Enkelkinder sollen in einem Umfeld aufwachsen können, in dem Erwachsene noch echte Begeisterung und Neugier haben, in dem das Wohl der Gemeinschaft im Zentrum steht, in dem freies Denken und echte Werte gepflegt werden. Schule soll Lernraum im weitesten Sinne sein, denn Bildung ist für mich echte Vorbereitung auf das reale Leben. Ich wünsche meinen Kindern eine Schule, in der sie frei ihren Interessen folgen und sich mit Begeisterung auf ihren individuellen Lernweg begeben können, weil die Menschen in ihrem Umfeld in ihren Wissensdrang, ihre Neugier vertrauen. Sie sollen die Möglichkeit haben Erfahrungen zu machen die unter die Haut gehen und ihr Leben bereichern. Die Schule soll ein Ort sein der Werte vermittelt und lebt, in dem es keinen Leistungsdruck, kein Konkurenz- und Effizienzdenken gibt. Indem sie die Kindheitsentwicklung in den Mittelpunkt stellt, soll sich jedes Kind in seiner individuellen Einzigartikeit optimal entfalten können. Ich bin davon überzeugt, dass jedes Kind als begeisterter Weltentdecker auf die Welt kommt. Unsere Aufgabe ist es diese Neugier und Begeisterung zu unterstützen, indem wir ihnen Sicherheit, Liebe und Vertrauen schenken.
Das Video
Der Bildungsgang
Plötzlich war er da, der 11.11.2017.
Am Samstag um 13 Uhr sah es vor dem Kultusministerium in Stuttgart aus wie in einem Ameisenhaufen. Nur bunter.
Das regnerische Wetter motivierte uns noch mehr, ein Zeichen gegen die Tristesse des deutschen Schulsystems zu setzen. Wir nahmen uns die Kinder unter den Demoteilnehmer zum Vorbild, im Regen zu tanzen – außerdem hatten wir Bildungsgang-Regenschirme und Ponchos für den Regen.
Während nach und nach immer mehr Menschen kamen, war einiges los:
Mit Abschlussnoten auf der Stirn konnte man fühlen, wie es ist, auf eine Zahl reduziert zu werden. Wer seine Abschlussnote nicht preiß geben wollte, bekam seine Wunschnote auf die Stirn geschrieben. Spannend war, dass sich niemand eine eins gewünscht hat! Wer keinen Schulabschluss hat, erhielt ein „L“ für Looser. Für uns ist klar: Zahlen und Symbole machen keine Menschen! Die Freilerner bekamen Sonnen auf die Stirn… So hatten wir im Regen viele Sonnen unter uns. Wir wünschen uns, dass Schule ein Ort wird, an dem für jeden die Sonne scheint.
Als die Black Pearl, unser großes Bildungsschiff ankam, verbreitete sich Aufbruchstimmung. Es spielte Musik und alle machten sich bereit, in ein Bildungssystem des 21. Jahrhunderts aufzubrechen.
Um die eigene Bildung selbst in die Hand zu nehmen, manifestierten alle Demoteilnehmenden ihre Visionen auf einer eigenen Schriftrolle.
Endlich ging es los! Kurz nach zwei startete die Black Pearl mit den drei Musikern von Actio Grenzgänger, Jarón, Mira und Courtier an Bord. Der Bildungsgang-Song gab den offiziellen Startschuss und die Menschenmasse setzte sich in Bewegung. Anschließend moderierten Malina, Milad und Tracy die Demo. Sie motivierten mit Slogans wie „wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut“ und „stoppt die Massenschülerhaltung“ zum Mitgrölen, Joana Günther verstärkte die Botschaften noch mit Techno-Beats.
So zogen wir, eine Gruppe von über 500 Neudenkern, laut und fröhlich durch die Stuttgarter Innenstadt.
Neben bunt gekleideten Menschen und vielfältigen Transparenten hatten wir Kreativküken unter uns, die interessierte Passanten über den Bildungsgang informierten. Wir wollen „Keine Kreativkükenschredder“!
Ein weiteres Highlight des Tages war unser selbstgebastelter Sarg, gefüllt mit zerknüllten Papierseiten unserer alten Schulhefte. Als Symbol zur Beerdigung unseres veralteten Schulsystems wurde der Sarg von starken Menschen beim Demozug mitgetragen. Am Ende des Trauermarsches konnten wir uns feierlich von dem Bildungssystem der letzten Jahrhunderte verabschieden, voller Vorfreude auf unsere Zukunft blickend.
Um 15 Uhr startete unsere Abschlusskundgebung auf dem Schlossplatz.
Mit diversen Redebeiträgen haben wir hier auf die bereits bestehende Vielfalt im Bildungswesen aufmerksam gemacht, aufgelockert durch Musikbeiträge. Der absolute Höhepunkt war die Liveperformance des Bildungsgang-Songs.
Gegen Ende des Tages stellten wir im Club Schocken die Visionen unserer Initiative dar und kamen miteinander ins Gespräch.
Barfuß und in Anzug fanden Simon Marian Hoffmann und Benedikt Jeschke in ihrem Vortrag die richtigen Worte für das, was wir jungen Menschen uns von unserer Zukunft wünschen. Es war schön und unglaublich motivierend, gemeinsam nach den Sternen zu greifen und mögliche Wege in diese Richtung aufzuzeigen.
Es hat sich sogar das Kultusministerium Baden-Württemberg geäußert:
„Thesen, die Schule ausschließlich auf Leistung reduzieren oder gar mit Massentierhaltung vergleichen, sind abwegig und haben nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Auch wenn Noten und Leistung wichtig sind – da sie Orientierung geben und die Grundlage für eine zielgerichtete Förderung der Schüler sind – die Bildung an den Schulen hat weit mehr zu bieten.“
Anscheinend war schon länger niemand mehr aus dem Kultusministerium in der Schule.
In unserem Vortrag „Warum wir Bildung neu denken sollten“ haben wir aufgezeigt, warum das momentane Bildungssystem absolut veraltet ist:
Fast ein Jahr lang haben wir uns nun mit der Thematik „Bildung neu denken“ beschäftigt.
Am Anfang standen viele Ideen von einzelnen Personen. Nach und nach wurden wir ein Team und unsere Vorstellungen konkretisierten sich – das Projekt „Bildungsgang“ war geboren. Am Anfang haben wir uns vor allem über Skype ausgetauscht, was nicht immer einfach war. Umso schöner, als wir dann Mitte September fast alle in Stuttgart waren und endlich richtig loslegen konnten mit den Vorbereitungen für den Bildungsgang!
Die Projektzeit war ein ständiger Prozess und es ist unglaublich, wie viel jede*r einzelne von uns dabei gelernt hat!
Mit der Teamkommunikation und Koordination war es nicht immer einfach. Umso schöner war es dann wieder zu merken, wie einig wir uns sind in unseren Vorstellungen von einer Zukunft, in der wir gerne leben möchten. Dabei hat uns die Überzeugung, dass eine bessere Zukunft möglich ist, über alle Höhen und Tiefen hinweg getragen.
Auf unserem Weg sind uns so viele Menschen und Initiativen begegnet, die ein ähnliches Anliegen haben wie wir: Bildung muss neu gedacht werden!
An dieser Stelle möchten wir uns bei all denen bedanken, die uns nicht nur viel Erfolg mit unserem Projekt gewünscht, sondern uns finanziell und tatkräftig unterstützt haben! Wir sind davon überzeugt, dass wirklicher gesellschaftlicher Wandel nur dann vonstatten gehen kann, wenn wir uns ALLE zusammentun und gemeinsam an einem Strang ziehen.
Hier gibt es eine Auswahl an Bildern über das „Bildungsgang“ Projekt 2017.
Durch die „Bildungsgang“ – Bewegung wollten wir zeigen, wie wir Jugendliche uns gute Bildung die auf Eigeninitiative beruht, vorstellen. Weil man uns den finanziellen Rahmen, sowie das Vertrauen gab, konnten wir das gesamte Bildungsgang-Projekt allein umsetzen. Alle beteiligten Jugendlichen konnten sich einbringen wo und wie sie wollten und dabei das Projekt so gestalten, wie es ihnen vorschwebte. Jeder konnte eigene Mauern überwinden, neues lernen und einiges über sich und seinen zukünftigen Weg herausfinden. Die entstandene Energie war so ansteckend, sodass wir jetzt über 50 Jugendliche gewonnen haben, die mit uns das nächste Bildungsgang Projekt angehen wollen. Besonders ermutigend war die große Anzahl an jungen Menschen, die unseren Traum von freier, individueller und selbstbestimmter Bildung teilen.
Darum haben wir nicht nur die Demo am 11.11. organisiert, sondern über das ganze Wochenende ein Seminar veranstaltet, wo wir eine intensive Zeit mit ca. 40 jungen Menschen verbringen durften.
Wir haben unsere Bildung selbst in die Hand genommen und uns gegenseitig darin ermutigt, vertrauensvoll eigene Wege in die Zukunft zu gehen. Durch unsere Aktionen im Vorfeld haben wir eine breite Öffentlichkeit erreicht. Zum einen gab es die Kreidepartys in mehreren Süddeutschen Städten, an denen wir mit Kreide durch die Straßen gezogen sind und unsere Wünsche, Vorstellungen und Visionen verbreiteten. Zum andern sind wir mit tausenden Stickern, Flyern und Postkarten durch die Straßen gezogen, haben Infomaterial verteilt und haben hunderte Plakate aufgehängt. Wir haben zwei Vorträge selbst organisiert und gehalten, um unsere Beweggründe und Visionen aufzuzeigen. Wir haben eine eigene Medienpräsenz aufgebaut, mehrere Videos gedreht und Flugblätter in Universitäten verteilt. Wir haben den Bildungsgang-Song geschrieben, aufgenommen und ein Musikvideo, welches den Bildungsgang porträtiert, gedreht. Wir haben einen schiefen Turm von Pisa aus Schulmaterial gebaut, um ihn und die gefährliche Orientierung an den Pisa Studien zum Einsturz zu bringen. Zu guter letzt haben wir durch unsere Kunstperformance „Schulgefühle“ in der Öffentlichkeit dargestellt, wie wir uns in der Schule oft gefühlt haben und warum wir diese Gefühle dringend ändern müssen. Zu all diesen Aktionen kommen in den nächsten Wochen noch Videos, Making Ofs und Redebeiträge auf unseren YouTube Kanal.
Ohne die Unterstüztung von Euch, vielen Sympathisanten und den jugendlichen Aktivisten hätten wir die Aktionen rund um den „Bildungsgang“ nicht umsetzen können. Vielen Dank!
Lasst uns weiterhin zusammen den Sternen entgegenlaufen! Gemeinsam sind wir stärker und schneller und haben mehr Spaß dabei.