Vorträge und Politik
Seit jeher wird die Jugend von den Älteren mit einem Stempel versehen. Darauf stehen Attribute wie Faulheit, Perspektivlosigkeit und Politikverdrossenheit.
In jungen Jahren hat wohl jeder schon einmal den Satz gehört, die Jugend sei an überhaupt nichts mehr interessiert. Doch stimmt das wirklich? Was, wenn eine Masse an jungen Menschen plötzlich aufsteht, sich gegen soziale Ungerechtigkeit wehrt, politische Teilhabe fordert und den Menschen ihren Blickwinkel auf das System zeigt? Mit dieser Frage hat sich ein eigens für diese besondere Produktion gegründete Ensemble, bestehend aus Jugendlichen zwischen 10 und 20 Jahren, intensiv beschäftigt. Das Ergebnis ist ein Theaterstück des Tiefgangs, der Rebellion und der Ernüchterung durch die Realität, das zum Nachdenken anregt.
Am Samstag, den 11.11.17 fand die „Bildungsgang“- Demonstration des Vereins „Demokratische Stimme der Jugend“ in Stuttgart statt.
Über 500 Demonstranten ließen sich vom regnerischen Novemberwetter nicht abhalten, für bessere Bildung auf die Straße zu gehen. Sie versammelten sich trotz Regen vor dem Kultusministerium un Von dem Bildungsschiff der jungen Aktivisten hagelte es flammende Reden und treibende Techno Beats. Wie ein Wall zog sich die Bildungsgang Demonstration durch Stuttgart und beschallte lautstark den gesamten
Kessel.
Angeführt wurde die Prozession durch einen von sechs „Angstzügen“ getragenen Sarg aus Holzlatten und Plastikplanen. Die Angstzüge symbolisieren für die Jugendlichen all jene Ängste, die sie an ihrer Entwicklung hindern. Deshalb haben sie eine Beerdigung organisiert, die das „Bildungssystem des letzten Jahrtausends“ zu Grabe tragen sollte. Damit wollten die Jugendlichen darauf aufmerksam machen, dass das derzeitige Bildungssystem den Anforderungen der Zukunft nicht gewachsen sei. Deshalb war an
diesem Nachmittag von Trauer auch keine Spur. Neben Rufen über „Stoppt die Massenschülerhaltung“ bis „Gebt die Bildung frei!“ gab es den von Actio Grenzgänger extra für die Aktion komponierten „Bildungsgang-Song“. Darin zeigen die Jugendlichen auf, was sie an Bildung kritisieren und sich von einer guten Bildungslandschaft eigentlich wünschen.
Am Abend gab es noch die eigenen „Visionen der Jugend“ über ein Bildungssystem der Zukunft zu hören. Nach einer andächtigen Ansprache aller Bildungsgang Aktivisten, stellte die 17-Jährige Mira Drews durch eine bewegende Szene ihre Beweggründe für ihren Schulabbruch dar. Als anschließend der Vortrag von Benedikt Jeschke und Simon Marian Hoffmann startete, war allen Beteiligten klar, hier steht kein Haufen planloser Jugendlicher, sondern ernstzunehmende Bildungskritiker, die eine Mission für ein
gesellschaftliches Umdenken in der Bildungsfrage forcieren. „Schule beherbergt das Potenzial ein
Bewusstsein und eine Verantwortung zu vermitteln, welche viele Probleme in der Welt überflüssig machen.“ so Vorstand Hoffmann. In philosophisch anmutenden Ausführungen wurde von den Sternen berichtet, an denen sich die Gesellschaft orientieren sollte. „Wir werden nicht ruhen bis unsere Forderungen nach einer Bildung des 21. Jahrhunderts umgesetzt sind“ so Jeschke und ruft damit zum Zivilen Ungehorsam der Schüler auf. „Ihr habt ein Recht auf individuelle Bildung, also nehmt sie euch.“ Das Manifest der Bildungsgang-Bewegung zum Thema gibt es auf der Seite des Vereins zu lesen.