Warum ich mich für gute Bildung einsetze – Jola Mahi Drews

In anderen Teilen der Welt leiden Heranwachsende noch viel mehr unter der Schule oder können gar keine Schule besuchen. In Afrika sterben Kinder an Hunger, in den USA an Fettleibigkeit und im nahen Osten an „Kollateralschäden“ von Drohnenangriffen. Und anstatt mich mit diesen global bedeutsamen Themen auseinanderzusetzen, will ich das deutsche Bildungssystem verbessern??

Folgendes: Seit ich denken kann, beschäftige ich mich mit der Frage, wie ich einen sinnvollen Teil zur Weltgemeinschaft beitragen kann.
In gewisser Weise ist es ein zufälliges Privileg, dass ich in Deutschland geboren bin. Diese Tatsache lässt mich eine Verantwortung empfinden – für alle Menschen mit weniger optimalen Startbedingungen; Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, Für Kinder mit instabilen Elternhäusern, für aufgrund von Hautfarbe, Religion, Sexualität o.ä. diskriminiert werdende Minderheiten… Dieses Verantwortungsgefühl schließt übrigens auch Tiere mit ein. Denn die können nicht selbst für sich sorgen.Menschen haben in der Beziehung einfach die Macht. Was ich eigentlich sagen wollte: Ich möchte meinem Verantwortungsgefühl bestmöglich gerecht werden.
Ich könnte in Afrika Entwicklungshilfe leisten oder in China Lehrerin werden. Und dann? Nicht viel. Dann habe ich mit Glück einigen Kindern ein wenig Licht in ihr Leben gebracht. In Deutschland allerdings habe ich die Möglichkeit, auf persönlicher Ebene Menschen zu inspirieren. In gewisser Weise Multiplikator zu sein. Ich bin davon überzeugt, dass die Industriestaaten dieser Welt eine echte Schuld an Armut im globalen Süden, an Krieg im nahen Osten, an Klimakatastrophen auf Südseeinseln und allgemein an globalen Ungerechtigkeiten tragen. Gleichzeitig meine ich aber auch, dass aus eben diesen industriell sehr weit entwickelten Staaten zukünftig viel Gutes ausgehen kann. Sogenannte Schwellenländer müssen nicht die selben Fehler in ihrer Wirtschaftsentwicklung und ihren Bildungssystemen machen, wie wir sie gemacht haben. Wenn wir unser Wissen und unsere Erfahrungen nicht prophitorientiert, sondern zum Wohle aller teilen, dann können andere Teile der Welt sehr sinnvoll von beispielsweise innovativen Techniken zur Energiegewinnung profitieren. Das sind wir unserem Planeten schuldig. Wir können Mutter Erde nicht weiter ausbeuten wie bisher.
Was ich hier jetzt so geschrieben habe, beruht auf intensiven Auseinandersetzungen mit diesen Thematiken. Wie soll man denn auch Verantwortung für etwas übernehmen, von dem man wenig Ahnung hat! Hier komme ich zur Dringlichkeit von guter Bildung. Da möchte ich anknüpfen. Und gute Bildung bedeutet für mich eben auch, informiert zu sein über globale Zusammenhänge. Darum geht es mir aber gar nicht in erster Linie, sondern um folgendes: Man selbst zu sein. Hesse hat 1927 gesagt: „…Bildung setzt etwas zu Bildendes voraus: einen Charakter nämlich, eine Persönlichkeit.
Wo die nicht vorhanden ist, wo sich Bildung ohne Substanz gewissermaßen im Leeren vollzieht, da kann wohl Wissen entstehen, nicht aber Liebe und Leben…“ Ich träume von einer Gesellschaft, in der jeder er selbst sein kann, und zwar ganz individuell und authentisch! In dieser Gesellschaft ist die Schule ein Ort, an dem Heranwachsende nicht erzogen werden sondern sich entfalten können. Der Rest kommt dann von allein. Da bin ich vertrauensvoll und optimistisch.